Andreas Bunte

Laboratory Life

* 1970 in Mettmann, GER, lebt und arbeitet in Berlin, GER
studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, GER, und der Kunsthochschule Kassel, GER

Filmemacher und Installationskünstler Andreas Bunte hat eigens für die Skulptur Projekte Münster 2017 eine Serie von Filmen produziert, die über Poster, die im Münsteraner Stadtraum verteilt waren, zugänglich gemacht wurden. Nun sind die Plakate im Rahmen der VIDEONALE.17 Ausstellung platziert. Die darauf dominant positionierten QR-Codes ermöglichen über das eigene Smartphone den digitalen Zugang zu den zwölf Werken der Filmserie Laboratory Life. Die Serie zieht die Betrachtenden audiovisuell in laborartige Umgebungen, die, geprägt von höchster Sachlichkeit, bewegtes Bild und Ton miteinander verschränken.
Was im ersten Moment fremd und schwer identifizierbar erscheinen mag – was nicht zuletzt an Buntes rahmenlosen Nahaufnahmen und Bildausschnitten liegt – erschließt sich den Betrachtenden schnell als alltägliche und durchaus bekannte Gegenstände: Es sind Schwämme, Fitnessgeräte und Plastiktüten, Windschutzscheiben, Kontaktlinsen und Salatbesteck, die auf unterschiedlichste Art und Weise im sterilen Setting auf die Probe gestellt werden. All diese und viele andere Gebrauchsgegenstände durchlaufen immer wieder ähnliche Bewegungsmuster, die rein der Überprüfung dienen. Selbst ›Menschliches‹ wie Haut, Haare und Fleisch – eine Komponente, die wiederkehrend auftaucht – dient offenbar nur zur Betonung der Inszenierung und löst eine maximale Entfremdung aus. Was man sieht, ist bei weitem kein menschliches Haar mehr, selbst ein Auge entwickelt sich zu einem Fremdkörper. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine scheint sich aufzulösen, denn es sind Testsituationen, die teils von Menschenhand geleitet, teils von Robotern ausgeführt werden.
Fragen zum Protagonisten von wissenschaftlichen Filmaufnahmen und das Hinterfragen der Neutralität wissenschaftlicher Umgebungen fließen unmittelbar in Buntes Arbeit ein. Das Interesse an Laborumgebungen als Filmset entwickelte sich im Rahmen einer Recherchearbeit am Institut für den Wissenschaftlichen Film in Göttingen. Welche Funktion die hier gefilmten Sequenzen haben, bleibt jedoch unbeantwortet, und auch die Authentizität der Testsituation bleibt ungeklärt. Die choreographischen Bewegungen, farbenfrohen Objekte und klaren, maschinellen Klänge übertragen in ihrer Sachlichkeit eine Ruhe und wirken so als Gegenpol zum bewegten Stadttreiben, in dem sich die Betrachtenden aufhalten.

Riccarda Hessling

Artist statement
My practice revolves around questions of technology, architecture and the human body reflecting on how their interplay shapes our material and immaterial environment. The series of short films titled Laboratory Life shows – or simulates – everyday processes removed from their original contexts in a laboratory-like setting. Appropriating strategies developed in the context of scientific filmmaking the films pay attention to the way in which hands, arms, eye-balls, meat, asphalt, gasoline, air, robot-arms, spray paint, concrete, foam, lettuce, etc. interact with each other – showcasing them as a series of everyday choreographies that usually go by unnoticed.

The 12 films can be accessed via large posters with QR-codes. The posters show the remains of various scenes’ settings. After scanning the QR-code with a mobile device, the respective film starts playing automatically. Through the Laboratory Life-app the films can also be accessed later, independently of the exhibition site, via the archive section of the app.

The app Laboratory Life can be downloaded here
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Andreas Bunte