Laure Prouvost

DIT LEARN

* 1978 in Lille, FRA, lebt und arbeitet in Antwerpen, BEL
studied am Central Saint Martins und am Goldsmiths College in London, GBR

Laure Prouvosts DIT LEARN ist ein Lernprozess. Sprache als Kommunikationsmittel wird nicht nur reflektiert, sondern in ihrer Notwendigkeit grundsätzlich hinterfragt. Bildet Sprache unsere Wirklichkeit so ab, wie wir sie sehen? Welche Vorstellung lösen verschiedene Worte in jedem einzelnen von uns aus? Können wir mit Worten überhaupt das ausdrücken, was wir sehen? Die Künstlerin stellt sich schließlich eine Welt ohne Worte vor.
Wie in einem Wartezimmer werden die Betrachtenden zu Beginn des sechsteiligen Videos von der maskierten Künstlerin darum gebeten, Platz zu nehmen. Einem Memory ähnelnd, werden nach und nach zufällig erscheinende Bilder von Tieren, Pflanzen oder Alltagsgegenständen auf visueller und auditiver Ebene an Bedeutungen geknüpft, die zunächst nicht unseren Sehgewohnheiten entsprechen. Was anfangs lediglich einzelne Wörter sind, werden schließlich Sätze. Prouvost schafft damit nicht nur eine neue Sprache, sondern macht den Prozess, wie sich Identität anhand von Sprache bildet, nachvollziehbar. Brauchen wir Worte für das, was wir sind? Wir sind aufgefordert, uns all das zu merken und den Code um die Objekte zu lösen. Die mal sanfte, mal bestimmende Stimme aus dem Off gibt uns Anweisungen dazu. Die Schnelligkeit des Videos, erzeugt durch schnelle Schnitte und Kameraschwenks, Schwarzblenden und Nahaufnahmen, lässt ein langes Nachdenken oder gar ein Antworten nicht zu. Kommt es am Ende noch darauf an, für alle Dinge eine Bezeichnung zu haben?
Prouvost nimmt mit ihrem Video nicht nur den Bildschirm ein, sondern kommuniziert auch über dessen Grenzen hinaus. Sie spricht die Betrachtenden direkt an und erschafft durch ihre Nähe zum Bildschirm eine Verbindung. Wir werden zu Protagonist*innen des interaktiven Spiels. Gleichzeitig wird durch schwarze Überblendungen, die einem Vorhang ähneln, die Grenze zum Zuschauerraum deutlich gemacht. Die bizarre Vorstellungswelt, die von ihr erschaffen wird, zieht die Betrachtenden auf unterschiedlichen Sinnesebenen in ihren Bann, sodass wir den Fisch zwar scheinbar riechen können, er aber dennoch schwer zu greifen ist.

Diana Storcks