Morgan Quaintance

Another Decade

* 1979 in London, GBR, lebt und arbeitet in London, GBR
studierte am London College of Communication, London, GBR

»I was punched, I was kicked, I was pursued for some 20 yards down the road by at least 10 man. The horror was, that then they were joined by others, 10, 15, 20... I was lying in the middle of the road with my boyfriend being kicked and kicked and kicked as if I was a dog«, erzählt ein junger Mann im Film, der über eine Situation berichtet, die er als homosexueller schwarzer Mensch erlebt hat.
Der Londoner Künstler, Kurator und Autor Morgan Quaintance vereint in seinem Film Another Decade unterschiedliche Diskurse aus Bereichen der Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Geschlechterforschung. Unter anderem setzt er sich mit dem Thema der Diskriminierung von Minderheiten auseinander. Dabei stehen Statements und Aussagen aus der Vergangenheit und Gegenwart im Zentrum des Films. Sie stammen von Künstlern, Theoretikern und anderen Kulturschaffenden und behandeln die Thematik des Anders-Seins.
Die Statements werden wie eine Collage aus Found Footage-Material aus den 1990er Jahren, kürzlich aufgenommenem 16mm Film sowie Standard Definition- Videomaterial zusammengefügt. Die Musik im Hintergrund wählt der ehemalige Sound Art Student Quaintance mit Bedacht. Spannung erzeugende, entschlossen klingende Beats und Rhythmen werden spielerisch in Einklang mit Bild und Gesprochenem gebracht. Wie in einem Kaleidoskop greifen die Videosequenzen ineinander und lassen die Grenze zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem verschwimmen. Genau darin liegt auch die Essenz des Films. Er ruft Diskurse wie die Kategorisierung und Unterdrückung von Minderheiten erneut ins Bewusstsein und macht deutlich, wie aktuell diese – längst verjährt scheinenden – Themen noch immer sind. Ausgehend von den 1990er Jahren sind mittlerweile über zwei Dekaden vergangen, und trotzdem werden Menschen noch immer aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert oder die Pluralität von Sexualitäten nicht akzeptiert. Die Dekade der 1990er war gekennzeichnet durch eine weitgehend unpolitische und monokulturelle Sichtweise. Diese kulturelle Blindheit versucht Quaintance nun mit seiner Arbeit freizulegen. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf jene Hinweise, die als Vorzeichen für eine politischere und konfrontationsfreudigere Dekade dienen können, welche eine Zukunft verspricht, die noch auf sich warten lässt.

Mara Heineke

Artist Statement
2018 was my first year as an artist working with moving image. Previously I used the disciplines of criticism, curating, and broadcasting to interrogate specific discourses, debates, and socio-cultural behaviours and attitudes, inside and outside of the art world. I'm basically committed to agitating for and enacting systemic change, to shifting things towards more inclusive systems of expression and exchange. This works along a personal and professional axis. By supporting or volunteering with grass roots organisations and activist groups, and attempting to act as a morally vigilant citizen in life, my film work is then relatively free to engage with aesthetic questions, and concerns of form, without carrying the burden of some impossible to achieve ethical imperative (i.e. activating some 'passive spectator'). Nevertheless, my socio-political commitments do end up in the work that I produce, but it is important to state that the work is not presented solely as a vehicle for them. I'm always attempting to plot a line between (for want of better terms) the concrete and the metaphysical. Moving image lets me do both.

Morgan Quaintance