Stefan Panhans

HOSTEL

* 1967 in Hattingen, GER, lebt und arbeitet in Berlin, GER und Hamburg, GER
studierte an der Merz Akademie Stuttgart, GER, und der Hochschule für bildende Künste Hamburg, GER

»Bin ich etwa wirklich gelb? Oder grün vielleicht? Am I really black, bist du wirklich weiß? Oder blue-blau? Oder pink, oder kleinkariert vielleicht?« Diese und viele weitere Fragen stellen die fünf Darsteller*innen in Stefan Panhansʼ vier Episoden umfassender Mini-Serie sich, den Zuschauer*innen oder auch den Sprachassistenten Siri und Alexa. In der bühnenhaften Kulisse eines bunten Hostelzimmers entfaltet sich eine Film gewordene Performance. Die Protagonist*innen tragen dabei ihre reellen Namen und lassen eigene Erfahrungen und Meinungen einfließen.
»Was ist deutsch? Wer bestimmt, welche Worte wir benutzen? Was sagt die Nationalität im Pass über die eigene Identität aus? Und haben wir nicht längst einen Pass bei Google oder Ebay? Wie ist unser Konsum mit unserem Gefühlsleben verbunden? Ist es ein Honorar oder ein ›Horrorar‹? Und was muss in der Bewerbung stehen, damit das klappt mit dem Job?« In einem rasanten Wechsel aus theaterhaft gespielten inneren Monologen, in die Kamera gesprochenen, direkt an die Zuschauer*innen gerichteten Passagen und im Chor rezitierten Slogans und Mantras werden brennende Fragen und Probleme der Gegenwart thematisiert. In einer Collage aus Bild und Ton greift HOSTEL mit gesprochenem Text und visueller Symbolik vor allem Rassismus, Vorurteile und Klischees sowie die Digitalisierung, das Mensch-Technik-Verhältnis und Konsum auf. Aber auch Geschlechterrollen und die Rolle von Sprache werden hinterfragt. Als roter Faden ziehen sich Anmerkungen zu Schauspiel, Kunst und Castings durch die Spoken Word Battle. Das Ganze wird in Form eines Traumes der Darstellerin Lisa-Marie Janke inszeniert. Die Handlung wird immer wieder unterbrochen. Verbal werden Nachrichten, Promi-Neuigkeiten und Werbesprüche eingeworfen, während mit Schnitten vom Mehrbettzimmer zu Aufnahmen unterschiedlicher Videospiele gesprungen wird. Außerdem sind an einigen Stellen Musik oder bekannte Geräusche unterschiedlicher technischer Geräte zu hören. Dabei wirken sowohl Bild als auch Ton wahllos durcheinander gewürfelt und ergeben erst zusammenhängend in der gemeinsamen Botschaft wieder einen Sinn.
So hat Panhans aus einem überspitzt inszenierten Traum ein fragmentiertes Bild der Gegenwart geschaffen, das unseren Zeitgeist auf skurrile Art und Weise widerspiegelt. Zwischen zunehmendem Alltagsrassismus und einer allgemeinen Überforderung mit der rasanten Globalisierung und Digitalisierung hilft seine künstlerische Position, die nötige Diskussion und Reflexion anzuregen.

Anne Fährmann

Artist Statement
Und ich fliege, falle falle F A A A A A L L E und es regnet schwarze Basketbälle und und und schwarzmetallene Security Module deren scharfkantige Form an Dornenkronen erinnert, Dinger die man zum Grundstücksschutz auf seine Mauern draufkauft, einige mindestens 200 inch Curved 4K Flatscreens verschiedener Hersteller, inklusive der dazugehörigen, aufgerissenen Lieferkartons und die ganzen Styroporteile daraus ebenfalls dabei, teilweise noch komplett, teilweise vollkommen zerbröselt, wie Schneeflocken so klein, die zusammen mit den halb transparenten Plastiksäckchen, in die die Einzelteilen dann jeweils auch noch eingepackt sind, fallen langsam hin und her und ab und zu treiben sie auch mal schaukelnd wieder ein Stückchen aufwärts durch das mich und die ganze Szenerie umhüllende Dunkel, wie Federn oder Schneeflocken so leicht ... Aaachhh KICK ASS BABY!, ICH BIN HOCHGRADIG MOTIVIERT UND ENGAGIERT, YES!! BUT I FEEL LIKE LOOSING MY PATIENCE, I FEEL LIKE ... I DON’T EVEN KNOW WHAT I FEEL LIKE!! By the way Siri, Alexa, you’re working here for free, oder wie ist das sonst so genau?, jalalalala!?

Stefan Panhans