Videonale Preis der fluentum collection


Sohrab Hura ist Preisträger des Videonale Preises der fluentum Collection. Unter 29 nominierten Videoarbeiten wählte die vierköpfige Jury einstimmig die Videoarbeit des Künstlers mit dem Titel The Lost Head & The Bird: ACT 1 to 12. Eine lobende Erwähnung ging an Stefan Panhans mit HOSTEL.

Jury-Mitglieder waren: Dr. Inke Arns (Direktorin Hartware Medienkunstverein Dortmund), Prof. Dr. Stephan Berg (Intendant Kunstmuseum Bonn), Nikola Dietrich (Direktorin Kölnischer Kunstverein), Marcel Schwierin (Direktor Edith-Russ-Haus für Medienkunst Oldenburg).

Der Videonale Preis von 5.000 Euro wird zum zweiten Mal von der fluentum collection in Berlin gestiftet.

Biografisches zu Sohrab Hura
*1981 in Chinsurah, Westbengalen, IND, lebt und arbeitet in Neu-Delhi, IND
studierte an der Delhi School of Economics, Delhi, IND
www.sohrabhura.com
Ausstellungen (Auswahl)
2018
Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, Oberhausen, GER
Art Basel Hong Kong, Hong Kong, CHN
2017
Sweet Life, Experimenter Gallery, Kolkata, IND [S]
Minnesota Street Projects, San Francisco, USA
2016
The 10th Shanghai Biennale, Shanghai, CHN

In der Jury-Begründung zur Verleihung des Videonale Preises der fluentum Collection 2019 heißt es:

The Lost Head and the Bird beginnt mit einer Kurzgeschichte: Eine Frau verliert ihren Kopf und macht sich auf die Suche nach einem neuen. Wir sehen das Foto eines verrenkten menschlichen Aktes. Mit dem Ende des Märchens über das kopflose Mädchen Madhu setzt eine Flut von Bildern ein – Found Footage, bestehend aus Fotos und Videos. Es werden jeweils zwei Bilder kombiniert und ergeben so ein Drittes. Die mit zunehmender Geschwindigkeit laufenden, immer gewalttätigeren Bilder werden von einem treibenden Soundtrack von Hannes d’Hoine und Sjoerd Bruil begleitet.

Wie eine überdrehende Maschine verselbstständigt sich die Geschichte von der Frau ohne Kopf in den brutalen Social-Media-Bildern, und ausgehend von diesen wird ein ganzes Gesellschaftsbild gezeichnet. Der 1981 geborene Künstler entwickelt in seinem Video eine überzeugende Bildsprache für die Problematik der sexuellen, religiösen und politischen Gewalt in der indischen Gesellschaft. Die teils voyeuristischen Bilder spielen dabei mit dem Voyeurismus der Betrachter*innen. Der handgeschriebene Abspann erwähnt alle verwendeten Quellen und fungiert quasi als Repeat-Taste des Films. The Lost Head and the Bird ist ein furioses Video, das sich der Realität der indischen Gesellschaft (und nicht nur dieser) stellt.

Daher hat sich die Jury entschieden, den mit 5.000 Euro dotierten Videonale Preis der fluentum collection an den in Neu Delhi lebenden Künstler Sohrab Hura zu verleihen.

Die Jury hat sich entschieden, eine Lobende Erwähnung auszusprechen – an Stefan Panhans, für die 2018 produzierte Miniserie Hostel.

HOSTEL von Stefan Panhans – Auszug aus dem Videonalekatalog
»Bin ich etwa wirklich gelb? Oder grün vielleicht? Am I really black, bist du wirklich weiß? Oder blue-blau? Oder pink, oder kleinkariert vielleicht?« Diese und viele weitere Fragen stellen sich die fünf Darsteller*innen in Stefan Panhansʼ Mini-Serie. In einer Collage aus Bild und Ton greift HOSTEL mit gesprochenem Text und visueller Symbolik vor allem Rassismus, Vorurteile und Klischees sowie die Digitalisierung, das Mensch-Technik-Verhältnis und Konsum auf. Aber auch Geschlechterrollen und die Rolle von Sprache werden hinterfragt. Dabei wirken sowohl Bild als auch Ton wahllos durcheinander gewürfelt und ergeben erst zusammenhängend in der gemeinsamen Botschaft wieder einen Sinn. So hat Panhans aus einem überspitzt inszenierten Traum ein fragmentiertes Bild der Gegenwart geschaffen, das unseren Zeitgeist auf skurrile Art und Weise widerspiegelt. Zwischen zunehmendem Alltagsrassismus und einer allgemeinen Überforderung mit der rasanten Globalisierung und Digitalisierung hilft seine künstlerische Position, die nötige Diskussion und Reflexion anzuregen. (Anne Fährmann)